Thema – Puzzle – Erkenntnisinteresse

Franz Eder

Institut für Politikwissenschaft | Universität Innsbruck

Thema

englische Bürgerkrieg im 17. Jahrhundert

Abbildung 1: Buchcover von Thomas Hobbes’ Leviathan (1651) (Quelle: https://commons.wikimedia.org/)

Abbildung 2: “Cromwell” (Quelle: Youtube)

Klimawandel

Abbildung 3: Diskursnetzwerke der finnischen Debatte zum Klimawandel (Quelle: Kukkonen und Ylä-Antilla 2020, 209)

Abbildung 4: “The Climate Game” (Quelle: https://ig.ft.com/climate-game/)

Krieg und Frieden

Abbildung 5: Buchcover von Oneal, Russett, und Berbaum (2003): Triangulating Peace (Quelle: Amazon)

Abbildung 6: Buchcover von Krieg und Frieden (Quelle: DTV)

Puzzle und Erkenntnisinteresse

Thema

kein klarer Fokus bzw. keine klare Eingrenzung

Problem/Puzzle

Definition

“when things do not fit together as anticipated, challenging existing knowledge” (Gustafsson und Hagström 2018, 639).

Erkenntnisinteresse

grenzt Thema ein und limitiert es

Forschungsfragen

  • “real-world problem”
  • Widerspruch: Science proceeds “in an ocean of anomalies”. (Lakatos 1989, 53)
  • Forschungslücke

Forschungsfragen

Kriterien für gute Forschungsfragen

  • open-minded
  • mehrere Antwortmöglichkeiten
  • umsetzbar

Hierarchie von Forschungsfragen

  • deskriptive Fragen: wer, wann, was, wo
  • erklärende/verstehende Fragen: warum, wieso

(Hypo)Thesen

Abbildung 7: Forschungsprozess ohne Hypothese nach Punch (2014, 68)

Abbildung 8: Forschungsprozess mit Hypothese nach Punch (2014, 68)

Beispiel

Tabelle 1: Thema, Puzzle, Forschungsfragen und Antworten am Beispiel Eder (2015)
Bausteine eines wissenschaftlichen Textes konkretes Beispiel
Thema Irakkrieg 2003
Puzzle (Widerspruch) Der Krieg reduzierte die Sicherheit der USA und entpuppte sich als multidimensionale Katastrophe.
Puzzle (Forschungslücke) Es fehlt an umfassenden und multiperspektivischen wissenschaftlichen Analysen dieser Thematik.
Bausteine eines wissenschaftlichen Textes konkretes Beispiel
erklärende/verstehende Forschungsfragen 1. Welche Ursachen hatte der Irakkrieg 2003?
2. Wie lässt sich der Entscheidungsprozess für den Irakkrieg 2003 aus Sicht der US-Administration darstellen und erklären?
deskriptive Forschungsfragen 1. Wer waren die relevanten Akteure für den Entschluss den Irak 2003 anzugreifen und anschließend zu besetzen?
2. Welche Gruppen bzw. Koalitionen bildeten sich innerhalb der Administration, um das gewünschte Ziel, nämlich eine militärische Intervention, durchzusetzen bzw. welche Koalitionen konnten sich mit ihrer Forderung nach einer alternativen Lösung nicht durchsetzen?
Bausteine eines wissenschaftlichen Textes konkretes Beispiel
3. Was waren die Motive bzw. Argumente dieser Akteure und Gruppen für die Intervention und wie entwickelte sich der Diskurs im Laufe der Zeit?
4. Zu welchem Zeitpunkt wurde die Entscheidung für einen Krieg getroffen und durch wen?
5. Welche Dynamiken durchlebte der Entscheidungsprozess?
Bausteine eines wissenschaftlichen Textes konkretes Beispiel
6. Gibt es Anzeichen eines defekten Entscheidungsprozesses?
Antworten Die Ursachen des Krieges liegen in individuellen Fehlwahrnehmungen und defizitären kollektiven Meinungsbildungsprozessen.

Weiterführende Informationen

Literaturtip

Gustafsson, Karl, and Linus Hagström. 2018. “What Is the Point? Teaching Graduate Students How to Construct Political Science Research Puzzles.” European Political Science 17 (4): 634–48. https://doi.org/10.1057/s41304-017-0130-y.

Literatur

Eder, Franz. 2015. Der Irakkrieg 2003. Innsbruck: Innsbruck University Press – IUP. https://doi.org/10.15203/2936-75-2.
Gustafsson, Karl, und Linus Hagström. 2018. „What is the point? Teaching graduate students how to construct political science research puzzles“. European Political Science 17 (4): 634–48. https://doi.org/10.1057/s41304-017-0130-y.
Kukkonen, Anna, und Tuomas Ylä-Antilla. 2020. „The Science–Policy Interface as a Discourse Network: Finland’s Climate Change Policy 2002–2015“. Politics and Governance 8 (2): 229–42. https://doi.org/10.17645/pag.v8i2.2611.
Lakatos, Imre. 1989. The methodology of scientific research programmes. Herausgegeben von John Worrall und Gregory Currie. Philosophical Papers 1. Cambridge: Cambridge University Press.
Oneal, John R., Bruce Russett, und Michael L. Berbaum. 2003. „Causes of Peace: Democracy, Interdependence, and International Organizations, 1885-1992“. International Studies Quarterly 47 (3): 371–93.
Punch, Keith F. 2014. Introduction to Social Research: Quantitative and Qualitative Approaches. Los Angeles, CA: Sage.