Zitieren und Verzeichnisse

Franz Eder

Institut für Politikwissenschaft | Universität Innsbruck

Lernziele für diese Einheit

Lernziele

  • geistige Eigentum
  • graue Literatur
  • direktes Zitat
  • indirektes Zitat/Paraphrase
  • Ellipse und Interpolation
  • Fuß- und Endnoten
  • integriertes Zitieren
  • Chicago Style
  • Plagiat
  • Literaturverzeichnis
  • Inhalts-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Warum zitieren?

“You must build your report out of your own words that reflect your own thinking. But you’ll support much of that thinking with quotations, paraphrases, and summaries.” (Booth, Colomb, und Williams 2008, p. 188)

  • Würdigung der Urheber:innen von Texten
  • Orientierung für die Leser:innen
  • Vertrauen erzeugen

Was zitieren?

  • jede exakte Übernahme von Wörtern aus anderen Quellen oder fremde Gedanken, Ideen, Daten, Theorien, Methoden etc. (Turabian 2007, p. 134)
  • veröffentlichte Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen
  • Alltagswissen oder etablierte Fachausdrücke müssen nicht zitiert werden (Booth, Colomb, und Williams 2008, p. 195)
  • nicht zitiert werden dürfen unveröffentlichte Quellen (“graue Literatur”) (Theisen 2005, p. 141)
  • nicht zitierwürdig sind zB Quellen wie Publikumszeitschriften, außer sie bilden als Primärquellen den Untersuchungsgegenstand

Wie zitieren?

Formen von Zitaten

direkte Zitate

Definition

wörtliche, buchstaben- und zeichengetreue Übernahme von Ausführungen einer dritten Person (Theisen 2005, p. 148).

  • beginnen und enden mit Anführungszeichen gefolgt von einem Beleg
  • müssen buchenstaben- und zeichengetreu übernommen werden
  • Hervorhebungen müssen als solche gekennzeichnet werden - [Hervorhebung durch FE]
  • Fehler im Originalzitat müssen als solche gekennzeichnet werden – [sic!] / [!]
  • Auslassungen (Ellipsen) müssen mit .. (für ein Wort) oder mit … (für mehrere Wörter) gekennzeichnet werden
  • Ellipsen am Beginn oder Ende eines Zitats sind nicht nötig
  • Ergänzungen (Interpolationen) müssen in [] gesetzt werden
  • sowohl Ellipsen als auch Interpolationen dürfen ursprünglichen Sinn nicht verändern

Beispiel eines direkten Zitats

Original aus Manutscharjan (1999, p. 22)

“Das neu gewählte Parlament war vom ersten Tag seines Zusammentretens an mit einem schweren Erbe belastet: das vom Erdbeben zerstörte Nordarmenien, die Eisenbahn- und Energieblockade durch Aserbaidschan und das ungelöste Karabach-Problem. Hinzu kam die 70jährige sozialistische Hinterlassenschaft mit einer korrupten Bürokratie. Schließlich wurde die innenpolitische Lage Armeniens durch bewaffnete Gruppierungen gefährdet, die das Land an den Rand eines Bürgerkrieges führten.”

direktes Zitat

“Das neu gewählte [armenische] Parlament war vom ersten Tag seines Zusammentretens an mit einem schweren Erbe belastet: das vom Erdbeben zerstörte Nordarmenien, die Eisenbahn- und Energieblockade durch Aserbaidschan und das ungelöste Karabach-Problem [Hervorhebung durch FE] Schließlich wurde die innenpolitische Lage Armeniens durch bewaffnete Gruppierungen gefährdet, die das Land an den Rand eines Bürgerkrieges führten” (Manutscharjan 1999, p. 22).

indirektes Zitat

Definition

“jede Form einer textlichen Anlehnung, sinngemäßen Wiedergabe oder auch nur stützenden Argumentation unter Verwendung fremder Gedanken und Ausführungen(Theisen 2005, p. 151).

  • werden nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet
  • werden aber mit Fußnote oder Kurzbeleg in Klammern gekennzeichnet
  • wissenschaftliche Arbeiten dürfen nicht mit (in)direkten Zitaten überfrachtet werden
  • Fokus muss immer auf eigenständiger Argumentation liegen

Beispiel eines indirekten Zitats

Original aus Manutscharjan (1999, p. 22)

“Das neu gewählte Parlament war vom ersten Tag seines Zusammentretens an mit einem schweren Erbe belastet: das vom Erdbeben zerstörte Nordarmenien, die Eisenbahn- und Energieblockade durch Aserbaidschan und das ungelöste Karabach-Problem. Hinzu kam die 70jährige sozialistische Hinterlassenschaft mit einer korrupten Bürokratie. Schließlich wurde die innenpolitische Lage Armeniens durch bewaffnete Gruppierungen gefährdet, die das Land an den Rand eines Bürgerkrieges führten.”

indirektes Zitat

Wie Manutscharjan (1999, p. 22) argumentiert, war das armenische Parlament zu Beginn der Unabhängigkeit vor allem durch den Konflikt um die Krisenregion Berg-Karabach und die daraus resultierenden inneren Spannungen gezeichnet.

Formen von Belegen

Fußnotenzitierweise

  • Zitate werden mit Fußnoten (oder Endnoten) am Ende des Satzes gekennzeichnet
  • Belege werden entweder als Vollbelege gestaltet und nach 1. Nennung als Kurzbeleg
  • oder Belege erfolgen generell als Kurzbeleg (Literaturverzeichnis ist dann aber zwingend)

Abbildung 1: Beispiel einer Fußnotenzitierweise

integrierte Zitierweise

  • Zitate werden direkt im Text mit Hilfe von Kurzbelegen in Klammern gekennzeichnet
  • Fuß- und Endnoten werden nur dann verwendet, wenn zusätzliche Informationen, die nicht essentiell sind, trotzdem angeführt werden sollen
  • ein alphabetisch sortiertes Literaturverzeichnis am Ende des Textes ist verpflichtend
  • mehrere Werke von Autor:innen aus dem selben Jahr, werden durch den Zusatz kleiner lateinischer Buchstaben (a, b, c, etc.) gekennzeichnet
  • bei mehr als drei Autor:innen wird nur die erste Person gefolgt von et al. (u.a.) genannt
  • Belege sind Teil des Satzes und stehen damit vor dem Schlusspunkt

Abbildung 2: Beispiel einer integriereten Zitierweise

Tabelle 1: Möglichkeiten beim integrierten Zitieren
Beispiele aus Abbildung 2 Erklärung
… as Chryssogelos (2010, p. 268) argues, Durch die Nennung des Autors wird der Belegt direkt im Anschluss an den Autor hinzugefügt.
… party competition” (Chryssogelos, 2017, p. 8). Da es sich um ein direktes Zitat handelt, wird der Beleg direkt im Anschluss (noch vor dem Schlusspunkt) angeführt.
… as any other policy field (Eder, Libiseller, and Schneider, 2021; Destradi, Plagemann, and Tas, 2022). Es werden Werke von mehreren Autor:innen angeführt. Die einzelnen Belege werden mit ; voneinander getrennt.
… is still in its infancy (e.g., Wojczewski, 2020a, p. 397; Wojczewski, 2020b, p. 292; … Mehrere Werke eines Autors im selben Jahr werden mit a und b gekennzeichnet.

Plagiate

fiktiver Satz: “Joe Blow was a happy man, who often walked down the road whistling and singing.”.

Tabelle 2: Vier Möglichkeiten eines Plagiats
Zitat Erklärung
Joe Blow was a happy man, who often walked down the road whistling and singing. Hier wird ein direktes Zitat verwendet, ohne dies aber mit Anführungszeichen und einem Beleg zu kennzeichnen.
Joe liked to sing and whistle. He was a happy guy. Auch das ist ein Plagiat, weil die Idee an sich übernommen wurde, ohne sie zu belegen.
Tabelle 3: Vier Möglichkeiten eines Plagiats – Forsetzung
Zitat Erklärung
Joe Blow was a happy man, who often walked down the road whistling and singing.1 Hier wird ein direktes Zitat verwendet und auch mit einem Beleg versehen, es fehlen aber die Anführungszeichen. Dadurch entsteht fälschlicher Weise der Eindruck einer Paraphrase.
Joe was a happy man and often walked down the road singing and whistling.1 Diese Paraphrase wird zwar mit einem Beleg gekennzeichnet, der Satz ist aber viel zu Nahe am ursprünglichen Text und daher eigentlich ein direktes Zitat. Auch dieser Fall wird als Plagiat gewertet.

Verzeichnisse

Literaturverzeichnis

Monographie

Nachname, Vorname, und Vorname Nachname. Erscheinungsjahr. Titel: Untertitel. Auflage. Verlagsort: Verlag.

Allison, Graham T., and Philip Zelikow. 1999. Essence of Decision: Explaining the Cuban Missile Crisis. 2. ed. New York, NY: Longman.

Sammelband

Nachname Herausgeber:in, Vorname Herausgeberin, und Vorname Nachnahme Herausgeber:in, eds. (Hrsg.). Erscheinungsjahr. Titel des Sammelbandes: Untertitel. Auflage. Verlagsort: Verlag. DOI.

Sauer, Frank, and Carlos Masala, eds. 2017. Handbuch der Internationalen Politik. 2. ed. Wiesbaden: VS Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19918-4.

Aufsatz in einem Sammelband

Nachname, Vorname. Erscheinungsjahr. “Titel des Aufsatzes: Untertitel des Aufsatzes.” In Titel des Sammelbandes: Untertitel des Sammelbandes, edited by (herausgegeben von) Nachname Herausgeber:in, Vorname Herausgeberin, und Vorname Nachnahme Herausgeber:in, Seiten, Verlagsort: Verlag. DOI.

Garner, Robert. 2009. “Introduction: The Nature of Politics and Political Analysis.” In Introduction to Politics, edited by Robert Garner, Peter Ferdinand, and Stephanie Lawson, 1–21. Oxford; New York, NY: Oxford University Press.

Zeitschriftenaufsatz

Nachname, Vorname, and Vorname Nachname. Erscheinungsjahr. “Titel: Untertitel.” Zeitschrift Volume (Number): Seiten. DOI.

Balzacq, Thierry, Peter Dombrowski, and Simon Reich. 2019. “Is Grand Strategy a Research Program? A Review Essay.” Security Studies 28 (1): 58–86. https://doi.org/10.1080/09636412.2018.1508631.

Abbildung 3: Beispiel eines Literaturverzeichnisses

Inhaltsverzeichnis

  • erleichtern bei längeren Texten den Überblick über Inhalt und Aufbau eines Textes
  • alphanumerische Inhaltsverzeichnisse (A., I., 1., a.)
  • numerische Inhaltsverzeichnisse (1, 2, 3)

5 Punkte die bei Inhaltsverzeichnissen wichtig sind:

  • Unterkapitel müssen logisch in übergeordnetes Kapitel passen
  • wenn ein Kapitel untergliedert wird, braucht es mindestens zwei Untergliederungspunkte
  • nummeriert werden nur die eigentlichen Teile eines Textes (i.e., Einleitung, Hauptteil, Schlussteil)
  • Gliederungsebenen werden mit . voneinander getrennt; kein Punkt am Schluss (1.1, 1.2, 2.1)
  • Gliederungsebenen werden im Inhaltsverzeichnis gleich ausgerichtet dargestellt

Abbildung 4: Beispiel des Beginns Inhaltsverzeichnisses

Abbildung 5: Beispiel des Endes Inhaltsverzeichnisses

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 6: Beispiel eines Tabellenverzeichnisses

Abbildung 7: Beispiel eines Abbildungsverzeichnisses

Literatur

Booth, C., Wayne, G. Colomb Gregory, und Joseph M. Williams. 2008. The Craft of Research. 3. Aufl. Chicago, IL; London: The University of Chicago Press.
Manutscharjan, Aschot. 1999. „Das Regierungs- und Parteiensystem Armeniens“. In Brennpunkt Südkaukasus: Aufbruch trotz Krieg, Vertreibung und Willkürherrschaft?, herausgegeben von Gerhard Mangott, 14:19–60. Laxenburger internationale Studien. Wien: Braumüller.
Theisen, Manuel René. 2005. Wissenschaftliches Arbeiten: Technik – Methodik – Form. München: Franz Vahlen.
Turabian, Kate L. 2007. A Manual for Writers of Research Papers, Theses, and Dissertations. 7. Aufl. Chicago, IL; London: The University of Chicago Press.