Politikwissenschaftliches Arbeiten

Eine Einführung

Autor:in

Franz Eder

Veröffentlichungsdatum

10. November 2022

Doi
Zusammenfassung
Eder, Franz. 2022. Politikwissenschaftliches Arbeiten: Eine Einführung. Innsbruck: Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck. https://doi.org/10.25651/4.2022.0001.

Vorwort

“It is good to do research. It is also good to advise others on how to do research—and a lot less trouble.” (Keohane 2009, p. 360)

Wozu braucht es ein weiteres Buch zum Thema wissenschaftlichen Arbeiten? Diese Frage stellt sich unweigerlich, wenn man sich die Zahl an Büchern in Bibliotheken zu diesem Thema vor Augen führt.1 Es gibt eine Vielzahl an deutsch- (Eco 2020; Franck und Stary 2009; Theisen 2005) und englischsprachigen Standardwerken (Booth, Colomb, und Williams 2008; Lipson 2005; Powner 2015; Punch 2014; Turabian 2007; White 2009), die alle auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, das Thema zu vermitteln. Auch an Literatur zu Teilaspekten des wissenschaftlichen Arbeitens, wie zum Beispiel dem “academic writing” (Reid 2010; Strunk 2000), dem Recherchieren (Niedermair 2010), oder zu den Fragen wie man einen “literature review” (Hart 2009) erstellt oder einen Forschungsantrag schreibt (O’Leary 2014), mangelt es nicht. Selbst eigens für das Fach Politikwissenschaft geschriebene Einführungswerke in das wissenschaftliche Arbeiten gibt es sowohl in deutscher (Patzelt 1997; Kalina u. a. 2009; Schlichte 2005; Stykow 2019) als auch in englischer Sprache (King, Keohane, und Verba 1994; Kellstedt und Whitten 2013). Wenngleich der Schwerpunkt der englischsprachigen Literatur mehr auf den Methoden und dem Research Design liegt, während sich die deutschprachigen Werke vor allem auf die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens konzentrieren.

  • 1 Ein Blick in den Bestand der SOWI-Fakultätsbibliothek der Universität Innsbruck zeigt, dass dort aktuell (Stand Nomveber 2022) über 400 Bücher zum wissenschaftlichen Arbeiten zu finden sind (siehe Bibsearch Suchergebnis für Bücher zum Thema “wissenschaftliches Arbeiten” an der SOWI-Fakultätsbibliothek).

  • Auch wenn diese Auflistung den Schluss nahelegen mag, dass es kein weiteres Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten braucht, bin ich aus drei Gründen fest davon überzeugt, dass dieses Buch einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Verständnis (politik)wissenschaftlichen Arbeitens leisten wird. Erstens, versuche ich mit diesem Buch einen neuen Weg zu gehen und “politikwissenschaftliches Arbeiten” breiter zu verstehen. Dieses Buch versucht den Leser:innen zunächst im ersten Teil die Grundprinzipien von (Politik)Wissenschaft zu vermitteln und zu zeigen, welche zentrale Rolle Überprüfbarkeit, Nachvollziehbarkeit und Offenheit in der Wissenschaft spielt. Darauf aufbauend lege ich den Fokus im zweiten Teil des Buches auf die einzelnen Bausteine einer wissenschaftlichen Arbeit wie zum Beispiel Einleitung, Hauptteil, Schlussteil, Titel, Absatz und Abstract, und versuche den Leser:innen Grundtechniken wissenschaftlichen Schreibens (zB topic sentence, parallel construction) zu vermitteln.

    Im dritten und letzten Teil lege ich den Schwerpunkt schließlich auf die Techniken und Instrumente des wissenschaftlichen Arbeitens wie dem Finden, Auswerten und Zitieren von Literatur, dem Erstellen von Verzeichnissen oder der Präsentation von Forschungsergebnissen. Darüber hinau zeige ich, mit welcher Software wissenschaftliches Arbeiten noch besser gelingen kann und lege dabei den Schwerpunkt auf offene, freizugängliche und plattformunabhängige Programme. Mit diesem breiteren Verständnis von (politik)wissenschaftlichem Arbeiten decke ich mehr und zeitgemäßere Themen ab, als viele der eingangs zitierten Werke. Auch wenn nicht jeder Aspekt bis in die Tiefe ausgeleuchtet werden kann, wirft dieses Buch doch einen neuen und frischeren Blick auf das Thema.

    Zweitens werden in diesem Buch neben der Vorstellung und Erläuterung diverser Konzepte des wissenschaftlichen Arbeitens, auch Beispiele aus der aktuellen politikwissenschaftlichen Forschung vorgestellt, die dabei helfen, diese unterschiedlichen Konzepte in ihrer praktischen Umsetzung besser zu verstehen. Dabei habe ich bewusst vorwiegend englischsprachige Texte gewählt. Englisch ist die lingua franca unseres Faches. Ich bin daher der Überzeugung, dass Studierende bereits zu Beginn des Studiums mit englischsprachigen Texten vertraut gemacht werden sollten. Je rascher sie es verstehen, englische Texte zu lesen, mit ihnen zu arbeiten und früher oder später auch selber auf englisch zu schreiben, desto leichter werden sie es im weiteren Verlauf ihres Studiums haben.

    Drittens habe ich mich bewusst entschieden, dieses Buch nicht als gedrucktes Werk zu veröffentlichen. Die Wahl ein “online-Buch” zu schreiben, dass von den Leser:innen auf ihren digitalen Endgeräten gelesen werden kann (ob als html-Seite, PDF oder EPUB bleibt den Leser:innen selber überlassen), bringt in meinen Augen keine Nachteile aber eine Vielzahl an Vorteilen mit sich. Ein solches “online-Buch” kann in “real-time” aktualisiert und erweitert werden und ist damit immer auf dem neuesten Stand. Dadurch wird es möglich, Fehler umgehend auszubessern oder Anregungen rascher einzuarbeiten. Das Buch wird daher auch zu Beginn nicht in seinem vollen Umfang zur Verfügung stehen, sondern schrittweise ergänzt und ausgebaut. Die PDF- und EPUB-Versionen werden zunächst auch nur in einem Standardformat verfügbar sein und erst in weiterer Folge ähnlich schön formatiert werden, wie die html-Seite. Darüber hinaus können mit einem “online-Buch” Formate wie social-media-Beiträge, Videos, interaktive Grafiken, Tondokumente etc. eingebaut werden, um den Lernerfolg der Leser:innern weiter zu steigern. Alle Änderungen und Erweiterungen werden im Abschnitt Updates protokolliert und erläutert.

    Dieses Buch richtet sich daher an eine sehr breite Leser:innenschaft, sowohl was die fachliche Ausrichtung, als auch die unterschiedlichen Karrierestufen betrifft Zunächst richtet es sich vor allem an Studierende der Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. Aber auch Studierende der Politikwissenschaft an anderen deutschsprachigen Universitäten können von diesem Buch profitieren, genauso wie Studierende anderer sozialwissenschaftlicher Fächer (wenngleich mit Einschränkungen in Bezug auf die Anforderungen der einzelnen Disziplinen). Dieses Buch versteht sich zwar als Einführungswerk und richtet sich daher zunächst an Studierende von Bachelor-Studien. Zugleich ist es aber auch ein Grundlagenwerk und kann daher auch von Studierenden auf Master- oder PhD-Ebene genutzt werden. Letztere werden besonders von jenen Kapiteln profitieren, in denen es um das Thema open science, das Erstellen von Grafiken und Tabellen oder das Verfassen von Forschungsanträgen geht.

    Dieses online-Buch bietet den Leser:innen darüber hinaus zahlreiche nützliche Optionen und Features. Sie können direkt via Twitter oder über meine Website in Kontakt zu mir treten. Sie haben die Möglichkeit, unmittelbar auf den Source-Code der Seite zuzugreifen . Sie können das Buch auch als PDF oder EPUB downloaden , es über Facebook und Twitter kommentieren, oder es online im “Dark-Mode” lesen.

    Optionen der Website

    Ich möchte die interessierten Leser:innen damit auch explizit auffordern und ermuntern, mich zu kontaktieren und mir Fehler im Buch mitzuteilen, Wünsche und Anregungen zum Ausbau zu äußern, oder auch Kritik zu formulieren. Je mehr Feedback und Input ich erhalte, desto besser ist gewährleistet, dass dieses Buch aktuell bleibt und wirklich einen nachhaltigen Mehrwert für die Leser:innen generiert.

    Damit vor allem Studierende noch besser mit diesem Buch lernen können, habe ich zwei zusätzliche Features eingebaut. Einerseits haben sie über Hypthes.is die Möglichkeit, kollaborative Annotationen zu verfassen, die ihnen helfen sollen, ein noch besseres Verständnis des Textes zu erlangen.

    Was genau darunter zu verstehen ist, kann man in dem folgenden Video lernen:

    Andererseits nutzt dieses Buch vier unterschiedliche Boxen, um den Leser:innen wichtige (Zusatz)Informationen grafisch noch deutlicher vermitteln zu können.

    Keywords

    Am Beginn eines jeden Kapitels werden die zentralen Schlagwörter (“Keywords”) des betreffenden Kapitels genannt. Diese Keywords helfen den Leser:innen, den Fokus auf die zentralen Elemente des Kapitels zu legen.

    Definitionen

    Die Definitionen zentraler Begriffe oder die Charakteristika von wichtigen Konzepten werden in eigenen Boxen erklärt und hervorgehoben.

    Literaturtipps und Arbeitsmaterialien

    Am Ende eines jeden Kapitels finden die Leser:innen Literaturtipps, mit denen sie die wichtigsten Passagen des betreffenden Kapitels noch weiter vertiefen können. Darüber hinaus können sie hier eine Präsentation zum betreffenden Kapitel entweder als PDF oder als HTML Datei herunterladen. Bei der HTML Datei handelt es sich um eine Quarto Präsentation, die mit Reveal.js erstellt wurde. Um die vollen Funktionen dieser Präsentation nutzen zu können, sollten Leser:innen einen kurzen Blick auf diese Dokumentation werfen, um zu verstehen, welche Funktionen die Tasten “F” oder “E” zum Beispiel haben. Um die Markierungen/Hervorhebungen von Textpassagen auf den entsprechenden Folien zu aktivieren, müssen User:innen die Taste “R” für jede einzelne Animation drücken.

    Zu jedem Kapitel gibt es einige Selbsttestfragen, mit denen die Leser:innen überprüfen können, inwiefern sie die Inhalte des Textes verstanden haben. Bei diesen Testfragen werden zunächst nur die Frage und die möglichen Antwortmöglichkeiten gezeigt. Erst durch das Öffnen der Box erscheint die richtige Antwort und eine kurze Erklärung.

    Die Entwicklung dieses Buches wurde mit freundlicher Unterstützung des Vizerektorats für Lehre und Studierende der Universität Innsbruck im Zuge der proLehre Förderung ermöglicht.

    Gefördert durch proLehre – Vizerektorat Lehre und Studierende, Universität Innsbruck

    Besonders danken möchte ich Patrizia Kaufmann, die als studentische Mitarbeiterin in diesem Projekt unermüdlich daran gearbeitet hat, dieses Buch verständlicher und möglichst fehlerfrei zu gestalten.

    Damit verbleibt mir am Ende nur noch zu hoffen, dass die Leser:innen dieses Buches auch tatsächlich einen Mehrwert daraus ziehen und einen breiteren Blick auf das Thema “politikwissenschaftliches Arbeiten” erlangen.

    Franz Eder, November 2022